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Müll ist sein Zuhause: Der Steinschmätzer

Der Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) ist eine der seltensten und am meisten vom Aussterben bedrohten Vogelarten in Deutschland. Derzeit gibt es in Hessen gerade einmal noch zwischen 30 und 50 Brutpaare. Seine Genügsamkeit ist es, die ihm zum Verhängnis wird. Denn von Natur aus lebt er in felsigen Gebieten mit karger Vegetation; in Europa also vornehmlich im Hochgebirge. Wo aber in Hessen findet er derlei Lebensraum; wenig bis gar keine Vegetation, aber dennoch ausreichend Nahrung? Ganz einfach: auf Mülldeponien.

Dort gibt es zwar keine Felsen, nur einige Geröllhalden, aber das ist offensichtlich nicht das Entscheidende, sondern der gute Überblick über eine weithin karge Landschaft, die genug Futter für die Jungenaufzucht bereithält. Und da ist der Steinschmätzer nicht wählerisch: Insekten aller Art, Spinnen, Würmer und kleine Schnecken verfüttert er von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang an die in einer Höhle im Nest sitzenden Jungen. Die Höhle kann sich in einem Steinhaufen befinden, ebenso gut aber kann es sich um einen verlassenen Kaninchenbau handeln. 

Steinschmätzer-Weibchen (Foto: Herwig Winter) Steinschmätzer-Weibchen (Foto: Herwig Winter)

Schwarzes „T” auf leuchtendem Weiß

Die Männchen des etwa sperlingsgroßen Singvogels, der zur Familie der Fliegenschnäpper zählt, sind durch einen schiefergrauen Rücken, rahmfarbene Brust, schwarze Flügel und eine schwarze Augenbinde gekennzeichnet, die Weibchen sind insgesamt eher rahmfarben und weniger kontrastreich gezeichnet. Beiden Geschlechtern aber ist ein Kennzeichen gegeben, das es selbst dem Laien möglich macht, die Vögel ohne Fernglas in der Natur zu erkennen: der auffallend weiße Bürzel, dessen Zeichnung sich an den Seitenfedern zum Schwanzende hin fortsetzt und vom Tiefschwarz des übrigen Schwanzes abhebt. Der Schwanz ist gleichsam ein schwarzes „T” auf weißem Grund. Wenn der Vogel vor dem Beobachter auffliegt, sticht das leuchtende Weiß urplötzlich ins Auge, um bei der Landung ebenso schnell wieder zu verschwinden; der Vogel ist dann durch seine sonstige Zeichnung des Gefieders in der Umgebung nahezu unsichtbar.

Steinschmätzer-Männchen (Foto: Herwig Winter) Steinschmätzer-Männchen (Foto: Herwig Winter)

Gute Tarnung als Überlebensstrategie

Der Steinschmätzer ist ein Zugvogel, der in Afrika überwintert und Anfang bis Mitte April nach Europa zurückkehrt. Die Männchen wählen die Nisthöhlen aus und beginnen den Nestbau zusammen mit den Weibchen, die dann die Feinarbeiten an den mit trockenem Pflanzenmaterial gefertigten Nest zu Ende führen: die Auspolsterung mit feinen Halmen, Tierhaaren, Federn oder auch Wollresten. Die vier bis sechs Eier werden meist Anfang Mai gelegt, die Brut dauert rund zwei Wochen, ebenso lange dauert die Aufzucht der Jungen bis zum flügge werden. Danach werden die Jungen noch eine Zeit lang in der Nestumgebung mit Futter versorgt. Je nach Witterungsverhältnissen kann es Ende Juni noch zu einer Zweitbrut kommen, ehe die Steinschmätzer Anfang September wieder wegziehen.

Natürlichen Feinden ist der Steinschmätzer zahlreich ausgesetzt. Marder und Wiesel vergreifen sich gerne an der Brut, die sie in der Höhle am Boden leicht erreichen können; Sperber, Baumfalke und Habicht lauern am Himmel. Der Steinschmätzer setzt dem seine gute Tarnung entgegen und ein ausgesprochen vorsichtiges Verhalten bei der Fütterung: Wenn er sich beobachtet fühlt, fliegt der die Höhle mit seinen Jungen nicht an, sondern wartet, ständig Warnrufe ausstoßend, bis die Störung vorüber ist. 

Mehr Artenportraits?

Herwig Winter freut sich über Rückmeldung: Falls Sie sich ein Portrait zu einer speziellen Tier- oder Pflanzenart wünschen, können Sie das Herwig Winter gerne mitteilen. Vielleicht ein Tier mit Q? – Sie erreichen ihn unter herwig.winter(at)bund.net.  

Bildverwendung

Die Fotografien von Herwig Winter dürfen unter Angabe von „(Foto: Herwig Winter)“ zu nicht‑kommerziellen Zwecken verwendet – allerdings nicht auf anderen Internetseiten veröffentlicht werden. Andere Verwendungszwecke müssen mit Herwig Winter abgesprochen werden. 

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(Grafik: Titelbild BUNDmagazin 1/2010: Uli Staiger/die lichtgestalten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlifeImages.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila, Wildkatze: Thomas Stephan)

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